Garantien und Rücksendungen

Gesetzliches Gewährleistungsrecht

Nach den EU-Vorschriften muss der Verkäufer gekaufte Waren kostenlos reparieren oder ersetzen, wenn sie sich als fehlerhaft erweisen oder nicht wie angegeben aussehen oder funktionieren. Ist dies nicht möglich oder kann der Verkäufer dies nicht innerhalb einer angemessenen Frist und ohne erhebliche Unannehmlichkeiten für Sie tun, haben Sie Anspruch auf eine vollständige oder teilweise Erstattung. Sie haben ab dem Zeitpunkt, zu dem Sie die Waren erhalten haben, stets Anspruch auf eine Garantie von mindestens zwei Jahren. Möglicherweise bieten die Vorschriften in Ihrem Land aber zusätzlichen Schutz.

Die 2-jährige Garantie beginnt mit dem Erhalt Ihrer Waren.

Tritt innerhalb eines Jahres nach Lieferung ein Mangel auf, müssen Sie nicht nachweisen, dass er zum Zeitpunkt der Lieferung bestand. Es wird davon ausgegangen, dass der Mangel bereits bestand, es sei denn, der Verkäufer kann das Gegenteil beweisen. In einigen EU-Ländern gilt diese „umgekehrte Beweislast“ zwei Jahre.

Diese Vorschriften gelten jedoch nicht für von Privatpersonen gekaufte Waren.

Gewerbliche Garantien

Geschäfte oder Hersteller können Ihnen eine zusätzliche gewerbliche Garantie (auch „Gewährleistung“) anbieten. Diese kann Ihnen einen besseren Schutz bieten, aber in keinem Fall Ihre Rechte gemäß der 2-jährigen Mindestgarantie ausschließen oder einschränken. Die Bedingungen sollten in der Garantieerklärung eindeutig festgelegt werden. Sind sie weniger vorteilhaft als die genannten Bedingungen, so gelten die für Sie günstigeren Bedingungen.

Fallbeispiel

Carla kauft einen Föhn mit einer gewerblichen Garantie von 6 Monaten. Als der Haartrockner nach 8 Monaten kaputt geht, bringt sie ihn zurück in das Geschäft. Der Verkäufer erklärt ihr, dass die Garantie abgelaufen sei und sie keinen Anspruch auf Erstattung der Kosten habe. Carla weist darauf hin, dass Ihr gemäß EU-Verbraucherschutzgesetz eine kostenlose 2-Jahres-Garantie zusteht, und dass es sich bei der vom Verkäufer angebotenen 6-monatigen Garantie nur um einen Zusatzdienst handelt. Der Verkäufer geht darauf ein und ersetzt den Haartrockner.

Fallbeispiel

Sabine, die in Belgien lebt, kauft ein Smartphone bei einem Online-Shop in Deutschland. Sie lädt eine Schrittzähler-App herunter, die aber nicht gut funktioniert. Deshalb bittet sie den Shop um Hilfe. Der Shop ist aber nicht haftbar, da der Kaufvertrag nur für das Smartphone gilt, und empfiehlt Sabine, sich an den Verkäufer der App zu wenden.

Fallbeispiel

Johan kauft einen Smart-TV, aber nach zwei Monaten öffnet sich eine der vorinstallierten Apps nicht mehr. Er wendet sich an den Verkäufer, der verpflichtet ist, ihm das erforderliche Software-Update zukommen zu lassen.

Gebrauchtwaren

Die Mindestgarantie von 2 Jahren gilt ebenfalls für Gebrauchtwaren, die Sie bei einem gewerblichen Verkäufer erwerben. In einigen EU-Ländern können Sie mit dem Verkäufer eine Garantie von weniger als zwei Jahren vereinbaren. Sie darf jedoch nicht kürzer als ein Jahr sein. Darauf muss beim Kauf deutlich hingewiesen werden.

Digitale Inhalte und Dienstleistungen

Auch beim Kauf digitaler Inhalte und Dienstleistungen wie Videos, Musik, mobiler Apps, Videospiele oder Abonnements von Online-Nachrichten oder Cloud-Speichern gilt das gesetzliche Gewährleistungsrecht.

Die Vorschriften gelten selbst dann, wenn Sie kein Geld für die digitalen Inhalte oder Dienstleistungen bezahlen, aber der Bereitstellung Ihrer personenbezogenen Daten zustimmen, die der Anbieter zur Generierung von Einnahmen verwendet, z. B. durch gezielte Online-Werbung.

Sie haben stets Anspruch auf eine Garantie von mindestens zwei Jahren, wenn digitale Inhalte oder Dienstleistungen sich als mangelhaft erweisen oder nicht wie beworben aussehen oder funktionieren. Wenn der Anbieter den Inhalt oder die Dienstleistung nicht innerhalb einer angemessenen Frist kostenlos und ohne Nachteile für Sie in Ordnung bringen kann, können Sie einen Preisnachlass oder die Kündigung des Vertrags fordern.

Bei jedem Fehler bei einem einmaligen Kauf, der innerhalb eines Jahres zutage tritt, wird davon ausgegangen, dass er zum Zeitpunkt des Verkaufs bestand, sofern der Lieferant nichts Gegenteiliges nachweisen kann. Sie können jedoch innerhalb von mindestens zwei Jahren eine Reklamation einreichen.

Kontinuierliche Bereitstellung

Bei einer kontinuierlichen Bereitstellung wie Cloud-Speicherdiensten haftet der Anbieter für jeden Mangel, der während des gesamten Zeitraums, in dem die digitalen Inhalte oder Dienstleistungen vertragsgemäß bereitgestellt werden sollen, auftritt. Bei digitalen Inhalten oder Diensten, die kontinuierlich bereitgestellt werden, wird davon ausgegangen, dass der Mangel während des gesamten Zeitraums bestanden hat.

Der Anbieter sollte Ihnen klare Hinweise zur Installation der digitalen Inhalte oder Dienste und zu den technischen Anforderungen für ihren Betrieb geben.

Anbieter sollten auch sicherstellen, dass Sie die erforderlichen Updates erhalten. Bei kontinuierlich bereitgestellten digitalen Inhalten oder Dienstleistungen sollten Updates während des gesamten im Vertrag festgelegten Zeitraums bereitgestellt werden.

Ihre Daten im Austausch für Inhalte oder Dienste

Wenn Sie dem Anbieter Ihre personenbezogenen Daten im Austausch für digitale Inhalte oder Dienste zur Verfügung gestellt haben, diese aber nicht wie beworben funktionieren, haben Sie – auch bei geringfügigen Mängeln – das Recht, den Vertrag zu kündigen. Der Anbieter sollte Ihre Daten nach Beendigung des Vertrags nicht mehr nutzen und Ihnen die Möglichkeit geben, die von Ihnen erstellten Inhalte zurückzunehmen (wenn beispielsweise eine Social-Media-Plattform wie Facebook Ihnen ein Konto im Austausch für Ihre personenbezogenen Daten sowie Fotos, Videos und Posts zur Verfügung stellt, sollten diese nach Kündigung des Vertrags nicht mehr verwendet werden).

Fallbeispiel

Adam lädt einen Film auf seinen Smart-TV kostenpflichtig herunter. Die Tonqualität ist jedoch schlecht, obwohl er sich vergewissert hat, dass sein Fernsehgerät die technischen Anforderungen erfüllt. Er wendet sich an den Anbieter, der ihm mitteilt, dass dieses Qualitätsproblem nicht behoben werden könne. Dennoch bietet er Adam an, den Film entweder zu behalten und einen Preisnachlass zu erhalten oder den Kauf gegen Rückerstattung des vollen Kaufpreises zu stornieren. Adam entscheidet sich dafür, ihn zu behalten und etwas Geld zurückzubekommen.

Fallbeispiel

Alex lädt eine Musik-Streaming-App auf sein Tablet herunter. Sechs Monate später wird ihm per E-Mail mitgeteilt, dass angesichts der wachsenden Anzahl an Nutzer*innen ein Upgrade erforderlich sei. Bestandskund*innen können das Upgrade im Rahmen der Vertragsbedingungen kostenlos herunterladen, sind aber nicht zur Durchführung des Upgrades verpflichtet.
Nach dem Upgrade verlangsamt sich die Übertragungsgeschwindigkeit jedoch erheblich. Alex beschließt, den Vertrag zu kündigen und sein Geld zurückzufordern. Das ist bis zu 30 Tage nach dem Update möglich.

Widerrufsrecht: eine 14-tägige Widerrufsfrist

Wenn Sie ein Produkt oder eine Dienstleistung online, telefonisch oder bei einem/einer Verkäufer*in an Ihrer Haustür kaufen (rechtlich „Fernabsatzvertrag“ oder „außerhalb von Geschäftsräumen geschlossener Vertrag“), haben Sie das Recht, den Vertrag zu widerrufen. Das bedeutet, dass Sie den Vertrag innerhalb von 14 Tagen ohne Angabe von Gründen kündigen können („Widerrufsfrist“). Bei Waren bedeutet dies 14 Tage ab dem Datum der Lieferung, bei Dienstleistungen 14 Tage nach dem Tag, an dem der Vertrag geschlossen wurde. Fällt der Ablauf der Widerrufsfrist nicht auf einen Werktag, so verlängert sich die Frist bis zum darauffolgenden Werktag.
Einige EU-Länder gewähren Ihnen eine Frist von 30 Tagen, um einen Vertrag zu kündigen, der bei unerbetenen Haustürgeschäften oder Werbefahrten geschlossen wurde.

Rücksendekosten

Wenn Sie innerhalb der 14-tägigen Widerrufsfrist beschließen, das Produkt zurückzugeben, müssen Sie die Versand- und Verpackungskosten tragen, es sei denn, der/die Verkäufer*in bietet an, die Kosten zu übernehmen. In beiden Fällen sollten Sie vor dem Kauf über die Bedingungen informiert sein.

Ausnahmen

Hinweis: Die 14-tägige Widerrufsfrist gilt nicht für:

  • Flugtickets und Fahrkarten sowie Konzertkarten, Hotelreservierungen, Mietautobuchungen und Bewirtungsleistungen zu festen Terminen
  • leicht verderbliche Waren mit kurzer Haltbarkeit, z. B. Lebensmittel oder Getränke mit einem kurzen Verfallsdatum
  • Waren, die nach Kundenspezifikation angefertigt werden oder eindeutig persönlich sind (z. B. maßgeschneiderter Anzug)
  • Waren oder Dienstleistungen mit in Abhängigkeit von globalen Märkten schwankenden Preisen, z. B. Heizstoffe für Haushalte
  • vollständig erbrachte Dienstleistungen wie z. B. die Reinigung einer Terrasse, wenn Sie ausdrücklich zugestimmt haben, sofort anzuerkennen, dass Sie damit das Widerrufsrecht verlieren
  • versiegelte Ton- und Bildträger (CDs, DVDs) oder Software-Programme, deren Versiegelung Sie geöffnet haben
  • digitale Online-Inhalte wie ein Lied oder Film, wenn Sie mit dem Herunterladen oder Streaming begonnen haben, nachdem Sie ausdrücklich zugestimmt hatten, Ihr Widerrufsrecht durch Beginn der Wiedergabe zu verlieren
  • dringende Reparaturen und Wartungsverträge, z. B. Aufforderung an eine*n Klempner*in, eine undichte Dusche zu reparieren

Warnhinweis

In manchen EU-Ländern behalten Sie das Widerrufsrecht für einige dieser Waren und Dienstleistungen, wenn sie bei unerbetenen Haustürgeschäften oder Werbefahrten gekauft werden.

Von einer Privatperson gekaufte Waren fallen nicht unter das Widerrufsrecht. Achten Sie daher besonders auf den Status des Verkäufers/der Verkäuferin (gewerblich oder privat), wenn Sie auf Online-Marktplätzen einkaufen.

Wo bekomme ich Hilfe?

Weitere Informationen über Ihre Rechte im jeweiligen Land finden Sie in den Vorschriften zum gesetzlichen Gewährleistungsrecht und der gewerblichen Garantie für das Land, in dem der Kauf erfolgt ist.

Wenn Sie Probleme haben, in einem anderen EU-Land einen Vertrag zu kündigen oder eine Reparatur oder Erstattung zu erhalten, kann das Europäische Verbraucherzentrum in Ihrem Land Hilfe leisten.

Wenn Sie sich bezüglich Ihrer Verbraucherrechte bei Einkäufen in der EU unsicher sind, hilft Ihnen unser Tool für Verbraucherrechte weiter.

Fragen und Antworten

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Zuletzt überprüft: 24/02/2025
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